Atomendlager: Heisse Zelle für heisse Abfälle

  • 27. August 2015
  • Atomenergie
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Risikofaktoren bei einer Oberflächenanlage für das Endlager

Heisse Zelle für heisse Abfälle

Von Jürg Joss, Bätterkinden, Präsident von «Mühleberg-Ver-fahren»

Die Heisse Zelle ist ein stark abgeschirmter Raum in der Oberflächenanlage zur Handhabung von hochradioaktiven Materialien. Er soll mit zentimeterdicken Bleiblöcken und Bleiglasfenstern abgeschirmt werden, um die für das Personal schädliche, hochenergetische Gammastrahlung abzuschirmen. Ausserdem müsste er so dicht sein, dass der Austritt radioaktiver Gase vermieden werden kann. Wegen der hohen Strahlung sollen zum Umpacken der Brennelemente automatisierte Manipulatoren eingesetzt werden, welche vom Personal über Videokameras kontrolliert werden. Die angelieferten Castorbehälter und die Endlagerbehälter sollen über Andockstationen von unten an die Heisse Zelle angekoppelt werden. Danach werden vom Castorbehälter die Deckel abgehoben, die Brennelemente entladen und in den bereitstehenden offenen Endlagerbehälter im selben Raum transportiert. Ein Castorbehälter soll dabei in rund zehn Endlagerbehälter aus 15–25 cm dickem Stahl umgeladen werden, welche dann verschweisst und mit einem Zug ins Endlager hinunter verfrachtet werden. Für den Betrieb der Atomanlage braucht es auch mehrfach vorhandene Nebenanlagen wie Lüftung und Notstrom. Diese müssen wie die Heisse Zelle flugzeugabsturzsicher und erdbebenfest gebaut sein. So beschreibt die Nagra die Oberflächenanlage und den Verpackungsprozess. In den verfügbaren Unterlagen sind diese Anlagen jedoch nur schematisch beschrieben, im Detail stellen sich aber einige Herausforderungen.

Restrisiko in der Heissen Zelle

Lüftungen, Stromversorgung, Manipulatoren, Dichtungen: Alles kann versagen, so auch der Mensch, der die Anlage kontrollieren soll. Dies kennen wir bereits aus dem Betrieb der bestehenden Atomanlagen. Weiter müssen Faktoren wie Krieg und Terrorismus bei der Sicherung berücksichtigt werden, abgebrannte Brennelemente eignen sich nämlich für die «schmutzige Bombe». (Eine «schmutzige Bombe» ist eine radiologische Massenvernichtungswaffe, die nach neuerem Verständnis aus einem konventionellen Sprengsatz besteht, der bei seiner Explosion radioaktives Material in der Umgebung verteilt.)

Zum Risiko Lüftung:

In die Heisse Zelle müssen Teile eingebracht werden, sie ist also über Schleusen zugänglich. Mit Lüftungsanlagen muss deshalb in der heissen Zelle Unterdruck und in den umliegenden Räumen Überdruck hergestellt werden. Nur so würde sichergestellt, dass keine radioaktiven Teile an die Umgebung abgegeben würden. Die Abluft der Anlage muss dann über Luftfilteranlagen und Radioaktivitätsmessungen gesichert werden. Die Lüftungsanlagen und die Stromversorgung müssen mehrfach vorhanden sein, damit ihr Funktionieren immer garantiert ist. Auch bei noch so ausgeklügelter Technik kann es zu Unfällen kommen. Dies zeigen folgende Vorkommnisse: 1986 versagte die Kaminfilteranlage und die Aktivitätsmessung des Atomkraftwerks Mühleberg (KKM), wobei es zur Abgabe von Radioaktivität an die Umgebung kam. Im Atomkraftwerk Beznau (KKB) kam es 2009 zum Ausfall der Aktivitätsmeldung am Abluftkamin.

Atomendlager: Heisse Zelle für heisse AbfälleZum Risiko Manipulatoren:

Wie nachfolgende Beispiele zeigen, kann durch Steuerungsfehler oder Fehlbedienung ein Manipulator Brennelemente verkanten, fallen lassen oder anderweitig beschädigen. Beispiel KKM 2014: «An vier Brennelementen wurden beim Transport Abstandshalter beschädigt. Die Brennelemente befanden sich in einem Behälter, der während des Aufrichtens abrutschte, da der für das Aufrichten verwendete Kippbock falsch positioniert worden war.»
Beispiel Zwilag 2009: «Beim Einlagern von Behältern trat ein Verkanten des Primärdeckels am Transportbehälter auf, gefolgt von einer Störung am Hilfshub des Lagerhallenkrans wegen eines Fehlers in der Kransteuerung.» Und was, wenn in der Heissen Zelle ein offener Behälter im Lager liegt und der Manipulator verklemmt ist? Wer geht rein?

Dies nur einige Beispiele aus der realen Welt der Atomtechnik. Die Angaben zur Oberflächenanlage müssen durch die Nagra präzisiert, und das Restrisiko der Verpackungsanlage, insbesondere der Heissen Zelle, muss untersucht und definiert werden, bevor eine solche Anlage gebaut wird.

Dieser Artikel erschien im August 2015 in der Ausgabe 74 der Zeitung „andere Seite“: www.andereseite.ch

 

Bei der Nutzung der Atomenergie wurde vieles versprochen. Was mich ärgert, sind die ewigen Blankochecks, welche die Technokraten immer wieder ausstellen. Liest man nun Schriften der Nagra zu „Endlagerung“ oder zum Versuchslabor „Mont Terri“, es wird immer die absolute Sicherheit beschworen.  Als Techniker weiss ich vom Restrisiko, dies wollte ich in dem obenstehenden Artikel abbilden. Wird die Atommüllproblematik nicht kritisch begleitet, kommt es zur billigsten und unsicheren Lösung. Das bedeutet ein Risiko, das wir unseren KLAR ! SchweizNachfahren aufbürden. Es heisst also Augen und Ohren offen halten. Ich Danke an dieser Stelle den Bewegten von KLAR, welche die Endlagerthematik am Standort Benken intensiv begleiten.

Ich will die Energie wenden!

 

 

Quellen zum Artikel             

Castor:

http://www.gns.de/language=de/24373/castor

http://www.rwe.com/web/cms/mediablob/de/2734286/data/2725200/1/rwe-power-ag/standorte/kernkraft/kkw-biblis/informations-initiative-kw-biblis-transparent/Vortrag-Der-Weg-der-Brennelemente.pdf

https://books.google.ch/books?id=WkNPckYBvXgC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

 

Heisse Zelle

http://www.nagra.ch/de/oberflaechenanlage.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/Hei%C3%9Fe_Zelle

http://www.zwilag.ch/de/heisse-zelle-_content—1–1056.html

https://www.greenpeace.de/presse/publikationen/zur-notwendigkeit-einer-heissen-zelle-zwischenlagerstandorten

http://www.nagra.ch/de/zuerichnordostsma.htm

https://www.youtube.com/watch?v=7NGnslC-pdg

https://www.youtube.com/watch?v=U-rGIQrXxVU

 

Filterpanne Mühleberg:

http://www.srf.ch/news/schweiz/muehleberg-die-lebensgeschichte-einer-pionierleistung

http://www.derbund.ch/bern/AKW-Muehleberg-strahlt-am-staerksten/story/26329291

 

Beschädigug Brennelemente Mühleberg:

http://static.ensi.ch/1435124840/ensi_aufsichtsbericht_2014_web.pdf   Seite 39

 

Ausfall Radiologische Messung im Kernkraftwerk Beznau:

http://static.ensi.ch/1312799352/aufsichtsbericht_2009.pdf   Seite 26

 

ZWILAG:

http://static.ensi.ch/1312799352/aufsichtsbericht_2009.pdf    Seite 75

http://www.zwilag.ch/de/behaelter-fuer-abgebrannte-brennelemente-und-hochaktive-abfaelle-_content—1–1049.html

http://www.zwilag.ch/de/behaelter-fuer-abgebrannte-brennelemente-und-hochaktive-abfaelle-_content—1–1049.html

weitere:

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Bund-verheimlichte-Atomfabrik/story/19021425

http://www.tagblatt.ch/ostschweiz/thurgau/kantonthurgau/tz-tg/Heisse-Zelle-stoesst-auf-kuehle-Koepfe;art123841,2601498

http://info.sonntagszeitung.ch/archiv/detail/?newsid=183533

https://de.wikipedia.org/wiki/Hei%C3%9Fe_Zelle

http://akw-ade.ch/?p=1256

http://www.aargauerzeitung.ch/aargau/zurzach/gemeinde-will-sich-doch-gegen-atommuell-wehren-123567830

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Bund-verschweigt-Atomfabrik-19102902

http://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/akw-tiefenlager-und-heisse-zellen?id=486c550d-08d9-4eee-90e2-829b4d92196d

https://www.youtube.com/watch?v=lLQjt6czBa4&feature=youtu.be&list=PLUFOSGM0R_lAiVLFcIGhpoesGu0dY0M-m

https://www.youtube.com/watch?v=7NGnslC-pdg

 

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